Edition Europastraße
Wir nehmen Sie mit auf eine Reise entlang der Europastraße E40. Diese mit 8000 Kilometern längste aller Europsatraßen führt von Calais in Frankreich bis in den Osten Kasachstans. Russland umfahren wir, nehmen stattdessen einen Umweg durch den Kaukasus. Aus den Ländern, die durch die Europastraße verbunden werden, präsentieren wir Ihnen Werke von Schriftstellerinnen (ausschließlich), die im jeweiligen Land von besonderer Bedeutung sind: weil sie wichtige Themen ansprechen, weil sie provozieren und vor allem weil sie Literatur sind.
Band 1
Susanna Harutyunyan:
Raben vor Noah
aus dem Armenischen übersetzt von Susanna Yeghoyan
Hardcover, 232 S.
978-3-948259-10-5
22,00 €
In diesem Dorf in den armenischen Bergen gab es keine Kirchtürme, keine Gräber und auch keine Mauern oder Zäune, die einem Menschenleben Grenzen setzten. Die Bewohner huschten hier wie Eidechsen von einem Steinhaufen zum nächsten, besser verborgen als unterirdische Quellen. Niemand wusste von der Existenz dieses Ortes.
Sogar die Zeit fürchtete sich davor, ihn zu betreten.
Zuwachs brachten dem Dorf nicht die Geburten,
sondern die Fahrten Haruths in die Welt. Stets fand er einen Mensch, der vor der Ausweglosigkeit stand: vor dem Gesetz, den Türken, der Ehefrau oder sich selbst.
Auch Nachschun brachte er von einer seiner Fahrten mit. Sie trug nicht nur die Erinnerungen an die türkischen Mörderbanden in ihrer Seele, sondern auch die Folgen der Grausamkeiten in ihrem Körper. Doch wird im Dorf Platz sein für das Leben? Und wird die Welt den Menschen hier gestatten, dass sie vergessen werden?
Band 2
Olena Stjaschkina:
Der Tod des Löwen Cecil ergab Sinn
aus dem Ukrainischen und dem Russischen übersetzt von Jakob Wunderwald
Hardcover, 296 S.
978-3-948259-11-2
gebundener Ladenpreis:
22,00 €
erscheint am 25. Oktober 2023
Am 16. April 1986 werden auf einer Entbindungs-station in Donezk zwei Jungen und zwei Mädchen geboren. Hans Fink, Kommunist und Ukrainer mit deutschen Wurzeln, will einem der Neugeborenen mit deutschen Vorfahren den Namen Ernst Thälmann geben: zum Andenken an den Führer der KPD, vor allem aber, um dem Jungen sein eigenes Schicksal, ewig als Nazi verleumdet zu werden, zu ersparen. Den Eltern werden eine Wohnung, ein Auto und ein Teppich versprochen. Die örtliche Presse ist informiert. Aber die Dinge gestalten sich komplizierter als erwartet.
Über drei Jahrzehnte begleitet Olena Stjaschkina die Menschen, die an diesem Apriltag 1986 in Donezk schicksalhaft zusammengeführt werden. Mosaikartig setzt sich ein Bild der Veränderungen in Donezk zusammen, vom Ende der Sowjetunion bis in das zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausends.
Es ist ein Roman über Identität: deutsch, polnisch, ukrainisch, russisch. Mit einer präzisen Sprache entfaltet sich ein Verständnis für die Region im Osten der Ukraine, die von vielfältigen kulturellen Einflüssen geprägt ist aber auch von den Wunden des sowjet-russischen Imperialismus.
Das Jahr 2014, der russische Invasion, wird im Roman zur Zäsur, auch sprachlich. Der Roman, der im Original in russischer Sprache beginnt, wechselt an dieser Stelle in das Ukrainisch.